Unser Ortsverein im Spiegel der Zeit
Im Jahr 2007 feierte der SPD Ortsverein Allach-Untermenzing sein 100jähriges Jubiläum. Die ältesten erhaltene Zeugnisse hierzu sind ein Fahnenband an der Traditionsfahne der Pasinger SPD, gestiftet „dem Patenverein Pasing zur Erinnerung an das 20-jährige Gründungsfest der Vorortssektion Allach Soz. Partei am 12.06.1927“, und die Erwähnung der Delegierten der „Vorortssektion Allach“ in einem Bericht über den Bezirksparteitag 1908. Wir nehmen an, dass in Untermenzing etwa zur gleichen Zeit eine eigene SPD-Sektion gegründet wurde. Auch hierher waren viele Arbeiter, Handwerker und Gewerbetreibende gezogen als mit der fortschreitenden Industrialisierung sich in diesen günstig an der Eisenbahnstrecke München-Ingolstadt-Nürnberg gelegen Gemeinden große Betriebe ansiedelten: 1902 Diamalt, 1907 die Bayerische Stahlgießerei Krautheim (die spätere Firma Krauss-Maffei), 1911 Sager & Woerner.
Bei den Gemeindewahlen im Jahr 1929 wurde die SPD in Allach zweitstärkste, in Untermenzing sogar stärkste Partei. 1933 lag sie mit 31% noch vorn, aber unmittelbar nach dem Wahlsieg der Nationalsozialisten setzte die Verfolgung auch der Allacher und Untermenzinger Sozialdemokratinnen und Sozialdemograten ein. Zwischen dem 10.03.1933 und dem 17.03.1933 wurden zehn führende SPDler aus den beiden Sektionen in Schutzhaft genommen und für Wochen und Monate im Konzentrationslager Dachau festgehalten. Weitere oder erneute Verhaftungen erfolgten nach dem Verbot der SPD im Juni 1933.
Nach Kriegsende waren es diese alten Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten, die in ihren 1938 nach München eingemeindeten Stadtbezirken Allach und Untermenzing die beiden SPD-Sektionen neu gründeten. Sie sorgten zunächst im Aktionsausschuss, ab 1947 im Bezirksausschuss für die Bewältigung der Nachkriegsprobleme, insbesondere für die Unterbringung der 7000 Heimatvertriebenen:
Peter Stegmüller, Hans Fischer (Fluchthelfer von Wilhelm Högner), Hans Bieringer und Willi Holz waren von 1947 bis 1979 nacheinander Bezirksausschussvorsitzende.
Rosa Aschenbrenner war zunächst Landtagsabgeordnete, dann von 1948-1956 Stadträtin. Ihr folgte Hans Fischer für 16 Jahre in den Stadtrat.
Mit Benno Kreitmair, Peter Krahl und Heidemarie Köstler übernahmen später weitere Mitglieder der SPD Allach-Untermenzing den Bezirksausschuss-Vorsitz oder Stadtratsmandate. Unser Ortsvereinsmitglied Jakob Deffner, langjähriger bayerischer DGB-Vorsitzender, vertrat die SPD acht Jahre lang im Bayerischen Landtag und ebensolange im Bayerischen Senat.
Stolz sind wir auch darauf, dass Josef Felder, Ehrenvorsitzender der Bayerischen SPD und ehemaliges Mitglied der SPD-Reichstagsfraktion, die 1933 als einzige gegen Hitlers Ermächtigungsgesetz stimmte, von 1988 bis zu seinem Tod im Jahr 2000 Mitglied unseres Ortsvereins war. Im zu Ehren veröffentlichte die Deutsche Post im Jahr 2002 eine Sonderbriefmarke aus der Serie Aufrechte Demokraten.